Hübsch
„Ohne das Wort kannst Du den Gegenstand nicht sehen.“1
Kunst wird begleitet von gesprochener und geschriebener Sprache. Künstlerische Arbeiten werden benannt, beschrieben, beschriftet, kontektualisiert, interpretiert – in Katalogen, Zeitungen und Zeitschriften, auf Flyern, im Radio, in Ausstellungsführungen und Gesprächen.
Betrachter und Betrachterinnen erhalten Informationen und Vermutungen über die Entstehung der Arbeit, eventuell über deren Zukunft, das Material, die Größe, ihren Stellenwert innerhalb der Kunstgeschichte oder aktuelle Kunstszene und/oder über die Künstlerin oder den Künstler. Mittels Sprache wird spekuliert, erinnert, verglichen. Sehen und erkennen wir mehr, indem wir etwas über eine künstlerische Arbeit lesen, darüber sprechen und schreiben? Oder bleiben uns durch Zuschreibungen und Besprechungen unter Umständen Aspekte der Arbeit verwehrt? Würden Sie die gezeigte Arbeit als hübsch bezeichnen? Was wollen Sie der Arbeit o.T., Unterwäsche von Tobias Rehberger hinzufügen? Nutzen Sie den vorhandenen Wortschatz.
1.In Anlehnung an Peter Handke: Kaspar, 1967: „Ohne den Satz kannst Du den Gegenstand nicht sehen.“
(Begleittext zur Raumgestaltung)
Das Vermittlungsprojekt „hübsch“ entstand innerhalb der Sammlungsausstellung „puzzle“ in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, 19.06.2010 – 20.03.2011. Wir luden die Besucher und Besucherinnen ein, die Arbeit „o.T. (Unterwäsche) von Tobias Rehberger zu besprechen. Dafür wurde ein Wortschatz aus Magnetwörtern bereitgestellt. Die Wörter stammten u.a. aus dem Sammlungskatalog und einem dazugehörigen Wikipediaeintrag.
Konzept, Idee und Umsetzung: Franziska Adler und Kristin Meyer
Fotos: Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig